Donnerstag, 29. Dezember 2016

dunkelblauer schlaf



DUNKELBLAUER SCHLAF
© Ralf Preusker, 2016


die scabies unter der haut

kommt doch nur von juckenden gedanken

von höhenflügen ganz sicher nicht

ich höre den rettungshubschrauber lärmen

und warte darauf dass er sich verpisst

um den zu retten der noch weiß wie man sich kratzt

wie man sich durchkratzt

durch wände hemmung und wahn



die garantie läuft nach der geburt schon ab



ich bin nur zu einem fähig

zu lieben ja

das kann ich

wirklich wirkungsvoll oder losgelöst 

mehr kann ich nicht

mehr will ich auch nicht können

hier bin ich ehern stoisch und bereit für

alles was kommen möge

wenn es denn kommen will

auf einen kleinen oder längeren besuch

- was man aus jener manie macht ist mir egal

wie man mich sieht wie man mich nimmt

ist mir egal -

mir fehlt manchmal nur

in eiskalten nächten so kurz vor dem

traurigen schlaf

dem bittren

ein gott

der mit mir teilt was ich zu sagen habe

wenn ich zwischen

wachsamkeit und dämmer

ein wirklich wirkender merkwürdiger mensch bin



wie sollte ich verlassen

dich verlassen

wenn ich doch längst von allen guten geistern verlassen bin

wie sollte ich dann

dies nur tun



die bilder des anderen sind wichtiger

die gestaltung des anderen ist heißer schöner sonniger

mein werk war doch nur gepinsel

gegen die langeweile

schritt um schritt in die dämmerung

du bist wichtiger

ich bin nur die langwierige öde person

außerhalb der schrift



meine aufschriebe sind zu verschrotten

ich liebe das werk der anderen doch viel mehr

auch wenn ich nie maschine an der schreibmaschine war



die depression

ist doch nur ein bewusstes spüren

oder sogar ein nicht spüren oder ein gar nichts spüren

sie fällt auf oder nicht sie

ist doch nur etwas zufälliges

ist doch nur etwas anfälliges

ist doch nur zeichen und skizze des selbst

ist doch nur zeichnung und bezeichnung

und kaum wert

erwähnt zu werden

in einer gleich gültigen welt



die kalender sind mir egal

sind es doch nur sammlungen datierter löcher die

mit sand blut und lymphen zu füllen sind

und mit ein wenig zucken gegen die vorschriften

gegen das verhalten

gegen verhalten sein

für die natur eines langen kusses

auf einer parkbank nachts im august



ich sehe meinen erbärmlichen namen

ich sehe die listen

trage mich ein

jeden tag

sehe die list

der stunden

bleibe noch wach

bleibe alt grau und bleich

zucke wehrhaft noch mit

warte auf dunkelblauen schlaf.


fehler



FEHLER
© Ralf Preusker, 2016
 
an fehlern hier und da mangelt es wohl nicht oh nein
wäre ja wohl auch ein fehler ein ja allzu fehlerhaftes 
konstrukt und da würde ja auch was fehlen obendrein
den fehlerfreien gnadenreichen verloren geglaubten suchern
 
die konstruktion ist zu entwirren sagen die freigeister
schon am morgen mit vogelstimmen
die destruktiven sind zu verwirren singen die täubchen
schon am mittag mit menschenstimmen
eine woche nur im bett zu liegen wäre eine option gegen
die fehlbarkeit gegen besseres wissen gegen einen selbst
sagen die sprechenden krähen
 
schon eine träne könnte ganz wirklich die ozeane aufmischen 
wider dem verrücktsein wider dem unbeherzten denken gegen 
striche und kreuze und anmerkungen und spickzettel
schon ein traum könnte die welt zurechtrücken dem zwanghaften
der sich der lächerlichkeit von chaos und theorie unterwirft
 
es könnte ein fehler sein ein 
unfehlbarer mensch zu sein.
 
 

staub



staub
© ralf preusker, 2016
 
ich 
ging wohl in mich 
was und wo immer das auch sein könnte
oder wie auch immer man das dumme insichstarren nennt
fand nichts
wie die regel schon sagt
außer
nen stapel alter platten 
irgendwas von jaques brel obenauf
nen paar alten aufgeqollenen büchern
irgendwas von benn und ner kleinen aster oder so obenauf
und 
nem alten portrait von mir das hier und dort
ein paar ungerechtfertigte knicke hat
aber so gab man es mir wohl mit auf den weg
in einer alten kiste aus mitleidsholz
seinerzeit fotografiert vom allerliebsten feind
 
ich watete dort durch den staub 
den meterhohen staub
der wohl geballt seele spielen würde wenn er dürfte
die unbewirtschaftete dürftige seele mimen würde
in alten turnhallen im herbstlich braunen grenzland
der staubsauger ist wohl eh schon lange im arsch
irgendeines propheten 
der mit nassen fingern in steckdosen herumpult 
ergebnislos ganz ohne schock ganz ohne impuls
 
ich sah mich dort blumen gießen irgendwo unter alten bäumen
die in jedem fall der fällung harrten
ich sah mich freundlich lächelnd meinen namen schreiben
mit weißer kreide auf schwarzglänzendes brikett
ich sah mich wie ich aufhörte mich zu nähren an den worten
die ich sagte und nie tatsächlich dorthin reisen sah
wo der staub still geballt ruht und
wo ein bisschen atem 
nichts und niemanden verstört. 
 
 

Dienstag, 13. Dezember 2016

symbolträchtig



symbolträchtig
© ralf preusker, 2016 
 
kirchenkreuz römerkreuz
sind menschsymbole
sind symbolträchtig
 
man wird ans kreuz 
gebunden oder genagelt
zur strafe als
mensch an mensch 
haut auf haut
holz auf holz
 
auch die sau im stall 
ist trächtig 
wirft wohl bald frischen
aufschnitt 
während gedankensammler 
einem fleißig niederträchtig
die zeit stehlen.