Montag, 21. November 2016

versprechen ausserhalb der hölle (I)



VERSPRECHEN AUSSERHALB DER HÖLLE (I)
© Ralf Preusker, 2016

farblich glichen wir uns immer und

wenn man farben sehen kann

sagt jemand

farben kennt

farben fühlen kann

und nennen kann bei ihren namen

und rufen kann bei ihren namen

während

das tier malus kocht in seinem salzigem sud

und die szene unfreiwillig verzappelt

wider der widerstände

während

dich jemand ansieht

und du der erste

beweis der treue bist

und du vorläufig eine person bist

für mich der oder die ich sage

farblich werden wir uns immer gleichen

und fortfolgend

kann ich dir auch

versprechen

ja genau dir

         sagt jemand

während ich dich mit kreide

auf die freien landebahnen zeichne

auf die ebenen in deinem hirn

bis das versagen der mathematik

fortan fester feister glaube ist

und eins plus eins eins wird

und nicht drei

während

hinter geschlossenen türen

im bohnerwachsnebel der schulen

doch noch humanes treibgut schwimmt

im speichel der eroberer

vorm eigentümlichen spiegel

deiner mutter

die nackt noch die toten zellen betrachtet

die da im staub flattern

im ersten schwer verdienten

sonnenlicht

während

zwischen den ungefällten bäumen

dennoch die erbauer vom haus deiner kindheit

hervor lächeln

mit fetten kaugummis zwischen den zähnen

während

sie blasen pusten die so groß sind

wie die kleinen brüder des saturn

während

weiterhin blumen und gräser wurzeln

über dem magneten

während du dich fern bodenloser träume

ins fleisch des seins eingräbst

mit dem verlockensten lächeln für mich

sagt jemand

ja da werde ich dir versprechen

sagt jemand

dass du diesen und

jeden anderen traum überleben

wirst.

was noch so alles passiert



WAS NOCH SO ALLES PASSIERT
© Ralf Preusker, 2016

„…the agony is your triumph…“

1
die anonymen denker
die denkenden hermaphroditen
die philosophischen zwitterwesen
haben vergessen dass die satanisten
stets sich selbst anbeten da gott kein
ego braucht für den missbrauch
der gläubigen zwischen geburt und tod

ich selbst denke mich nicht mehr zurecht
das gestalten die anderen schon widerlich
zuckersüß und schön lauwarm verpackt zur
übersäuerung des einst gesunden geistes
ich habe mich selbst längst zurechtgelacht
und zurechtgemacht für den geilen frieden
ich trage fortan sicheres schuhwerk auf den
schleimspuren der selbstverwirklichung

einst hatte ich freunde die mich umwoben
mit versprechungen dass man mich immer
liebe egal was sei und was ich sei und was
da sei und was ich täte - jetzt habe ich diese
freunde nicht mehr - sie sind von ehrlichen
bäumen gefallen auf die wiesen verlogener
verwahrlosung und verrottet und gefressen
von den hornissen von den vögeln
in erstem egozentrischen frost

2
ach wie liebevoll und ehrlich und gemütlich in
jeder bewegung waren doch immer die ratten

die zeit ist außerhalb der zeit zurecht gedacht.

3
ich drehe mich um
und sehe doch nur das fremde
ich drehe mich um
und sehe all mein vergangenes ist mir längst fremd
ich drehe mich in die richtung meiner fahrt
sehe mein stuhl ist ein kompass
sehe mein sessel ist kompromiss
sehe dass nur der feind versteht.

4
ich werde mich fortan verheimlichen
ohne angst
ich werde alleine gehen
trotz all der warnungen
in tiefer nacht
durch stille straßen
ohne angst
ich werde fortan nur noch derjenige sein
der schweigt
ohne angst
ich werde mich in ablehnung erkennen
ganz und gar
ohne angst
ich werde en vogue alleine sterben und sterben an mir
ohne angst.

5
es gibt wirklich keine gleichen erinnerungen
es gilt nur die geteilten zu vereinen

man hat das glück glück haben zu können
man kann wirklich glücklich sein und selig

die zeit macht nicht vor dem teufel halt
die hölle bleibt ruhig und immer kalt

das leid wird immer unser triumph bleiben
und wenn wir glück haben werden wir
sehr lange in warmen betten ruhen mit
geliebten und vielleicht sogar ohne unterlass
und die unvorstellbar schöne haut küssen
bis in den morgen sogar bevor wir von
dannen ziehen müssen in die welt der
kunstvoll erschaffnen furchtbaren realitäten.

6
ich werde schon noch ein paar bier bestellen
jetzt und heute und immerdar
und weiterhin sehen was noch so alles passiert.

Sonntag, 20. November 2016

ersatzlos gestrichen



ERSATZLOS GESTRICHEN
© Ralf Preusker, 2016

1
lourdes
oder war es doch eine
unbekannte kleinstadt
wo
ich warte auf die madonna
wo
die wände so tief hängen
so knapp überm parkett
und ich durch die zeit kriechen
muss

ich verfluche zifferblätter zeiger
ich warte renne im kreis im quadrat
entgegen rosigen uhrwerken und
glühendern zeigern und lauwarmen
harmlosdeutern
gegen den sinn alleine zu sein
gegen die dunstige warterei
das einsame rauchen trinken
ja entgegen
dem verbessern meiner frühsten sätze
dem verwittern meiner alten gedichte

ich denke
erinnere
im morgengrau mein schlafwarmer engel
sehe ich wieder die erste spur zu dir
im abenddämmer mein frierender engel
führt die spur wieder zu dir
in all den kühlen all den heißen nächten
führt mein blick nur zu dir

ich denke
ich
kann nicht schlafen
will dich nur träumen sehen
von all den tagen an welchen
du da bist und ewig bleibst
ich
will dich nicht alpträumen sehen
von all den tagen an welchen
ich nicht da sein sollte

in all unseren sätzen
versteckt sich stets die
nächste unbekannte
wundersame berührung

es gibt aber auch nichts zu denken
so kurz vor der wiederkehr
denn
nichts ist heikel
nichts wird rosten
nichts wird vergehn
mit den winden der vernunft

2
die sinnlose zeit vor uns
sei ersatzlos gestrichen.