Donnerstag, 10. November 2016

erwachende stadt



ERWACHENDE STADT
(c) Ralf Preusker, 2016

Hinter Glasquadern lächeln die Toten, zwischen Brennholz eingekeilt. Mein Blick ist trüb wie Milch. Durch die Nikotinschwaden sehe ich die Pfeile in Herzrichtung nicht, die die Sekundanten im Sekundentakt verschwenden, dass sie die Luft surreal durchsurren, während ich fernab der Bilderwände träume. Träume von Verwesung und Marmorstaub in den Haaren einer verfrüht verführten malenden Hand. Die Köcher der Vernunft werden neu befüllt mit wunderschön farbigen Pfeilen.



Manch Tag ist Pestizid, manch Tag die Pest. Die Träume vom Versagen sind ein Gewinn und die Sollbruchstelle der Phantasmagorien von einem kolorierten Sein ist die Androhung des Erwachens. Ich erörtere jeden aussätzigen Satz, begleite ihn mit meinem Singsang und mangelnder Kenntnis von der Kunst der Fuge. Ohne Kenntnis vom Kontrapunkt. Meine Lieder könnten das Menschsein erschlagen im Takt.



Eine Kunst an sich ist es, den Schlaf überlegen zu überleben. Ziel ist es, in des großen Bruders Fängen noch lange vor rigor mortis sich zu bewegen und wirklich taktvoll zu träumen. Inhalt der Lebensgestaltung könnte Genozid, Homizid oder Suizid sein. Man könnte aber auch die schmerzlosen Schmetterlingsboten der Liebe um sich flattern und tanzen lassen. Und ein Licht senden in die Welt. Auch bei Tag.   



Der Traum vom morgendlichen Blick in den Spiegel, auf das steife Frühmorgengewächs, kann nur mit Zahnpasta verklärt werden, die man auf den Spiegel schmiert für die weiteren Kalenderjahre. Dann könnte man sekundenschnell begreifen, ja, genau dann, wenn man sich nicht mehr sieht, außer seine Bewegung, dann könnte man begreifen, dass die Schlammschlachten der Götter nur in einem selbst stattfinden. Ja, in dieser erwachenden Stadt in dir.

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