ERWACHENDE
STADT
(c) Ralf Preusker, 2016
Hinter Glasquadern lächeln die Toten, zwischen
Brennholz eingekeilt. Mein Blick ist trüb wie Milch. Durch die Nikotinschwaden
sehe ich die Pfeile in Herzrichtung nicht, die die Sekundanten im Sekundentakt
verschwenden, dass sie die Luft surreal durchsurren, während ich fernab der
Bilderwände träume. Träume von Verwesung und Marmorstaub in den Haaren einer
verfrüht verführten malenden Hand. Die Köcher der Vernunft werden neu befüllt
mit wunderschön farbigen Pfeilen.
Manch Tag ist Pestizid, manch Tag die Pest. Die Träume
vom Versagen sind ein Gewinn und die Sollbruchstelle der Phantasmagorien von
einem kolorierten Sein ist die Androhung des Erwachens. Ich erörtere jeden
aussätzigen Satz, begleite ihn mit meinem Singsang und mangelnder Kenntnis von
der Kunst der Fuge. Ohne Kenntnis vom Kontrapunkt. Meine Lieder könnten das
Menschsein erschlagen im Takt.
Eine Kunst an sich ist es, den Schlaf überlegen zu
überleben. Ziel ist es, in des großen Bruders Fängen noch lange vor rigor
mortis sich zu bewegen und wirklich taktvoll zu träumen. Inhalt der
Lebensgestaltung könnte Genozid, Homizid oder Suizid sein. Man könnte aber auch
die schmerzlosen Schmetterlingsboten der Liebe um sich flattern und tanzen
lassen. Und ein Licht senden in die Welt. Auch bei Tag.
Der Traum vom morgendlichen Blick in den Spiegel, auf
das steife Frühmorgengewächs, kann nur mit Zahnpasta verklärt werden, die man
auf den Spiegel schmiert für die weiteren Kalenderjahre. Dann könnte man
sekundenschnell begreifen, ja, genau dann, wenn man sich nicht mehr sieht,
außer seine Bewegung, dann könnte man begreifen, dass die Schlammschlachten der
Götter nur in einem selbst stattfinden. Ja, in dieser erwachenden Stadt in dir.
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