Dienstag, 24. Januar 2017

Aus geringer Distanz

(C) Ralf Preusker 2017

Auf ein Tässchen Tee mit den Feinden 
Hinaus gezogen 
Statt in Musenkriege
Tea for all for you and me for me and you
Eine Meditation im leeren Raum 
Ein paar Häppchen mit den Großzügigen teilen
Ein Mantra am Stehtisch
Zum jeweiligen Jubiläum der Anfälle 

Die Kalender sind flüssig heiße 
Konforme Lava 
Ergießen sich über die selbstlosen Zwecke 
Der Tee darf nicht erkalten 
Die Gespräche sind frostig genug
Der Dunst vor den Mäulern ist wahrhaft ehrenvolle Zier

Das Zimmer ist ausgeräumt 
Die Mauern haben ausgeträumt
Das Hosianna Mantra verschwindet in alten Gesuchen 
Ist doch nur ein Fluch 
Die Spatzen fliegen tief 
Ich frage
Was lebt da

Die Weisheit kann nur ein 
Schuss
Aus geringer Distanz
Sein.

Montag, 23. Januar 2017

Manchmal

(C) Ralf Preusker 2017

Manchmal spürt man es viel zu früh dass man verlieren wird
Dass man längst verloren ist
Wenn alle selig schlafen und träumen
Manchmal spürt man es viel zu spät
Ohne dies aufmunternde Lächeln 
Eines dahinsiechenden Kometen 

Manchmal ist man tot 
Ehe man es merkt
Ja wenn da kein Atem mehr ist
Kein Flehen kein Erbarmen kein Erfolg in der Wortwahl 

Manchmal lebt man auch wenn man längst tot ist und nur noch das Gebein des Zweifels

Manchmal weiß man nichts von sich und den anderen toten vergilbten Rosen 
Man gießt und düngt die Gedanken 
Ganz gedankenlos

Man weiß manchmal alles
Manchmal nur einen Hauch 
Manchmal weiß man nichts von sich
Und den anderen. 

Sonntag, 15. Januar 2017

ich werde rechtzeitig da sein



ich werde rechtzeitig da sein

© ralf preusker, 2017



auf dem tisch
der widerliche schrei
eines papstes
die widerliche furcht
eines kranken

was es zu schreien gibt
frage ich mich wenn der
pöbel sowieso schweigt
seine kinder schickt in
die hölle unter talaren
und gelassen gefasst
auf bacon wartet
der das übernimmt

wie nahe ich gott war als
ich die letzte kirche meines
lebens verließ - denke ich

wie fern gott war als ich
den altar anstarrte und
dieses kruzifix und diesen
weisen bluter – denke ich

wie fern war gott diesen hermelinmonstern schon immer – frage ich seit sie durch die zeit jagen – die zeit mit ihren ekelhaften leibern verjagen – kindheiten ermorden – die liebe verjagen wenn sie zwanghaft düster lächeln

im schierlingsbecher ruht der alte sagenhafte wein aus alten schläuchen der zwischen
gängränbeinen baumelt
marmor richtet – richtet dennoch nichts aus - nichts ein - es ist nur blass – geädert

ich lasse meine gedanken schmieden versus der gefahr gefressen zu werden von den heiligen maden – vom seligen schimmel zwischen den testamenten
ich lasse nicht ab – lasse nicht zu – will begraben sein späterhin zu später stunde ohne debile ableser vorleser ausleser
ich werde den weihrauch inhalieren ohne schale worte
ich werde die feuchte erde berühren mit meiner vergangenheit
ich werde einen verletzbaren stein werfen in den rachen der merkwürdigen
ich werde dorthin gehen dorthin kommen
wo es einen weg zurück gibt und einen nach vorne und einen jeweils zu allen seiten

ich werde rechtzeitig da sein und hexenhäuser vorziehen den dominanten domen.

keine lorbeeren mehr



keine lorbeeren mehr
© ralf preusker 2017

für die helden
nicht
für die sieger
nicht
für die verlierer
nur noch
vogelbeeren
kurz vor der fäulnis
die selbst von den hungrigsten
fliegern verachtet werden

die aasgeier fressen zuckerzeug, liegen in warmen kuschelbettchen, sehen exklusive fernsehsender,
wissen alles von der politik der zukunft, der hinkunft, der ankunft, der niederkunft, der auskunft

ich weiß nichts von möglichen auszeichnungen – kenne nur furunkulose, bandscheibenvorfall, apfelbauch, akne, gicht, reizdarm, depression, angst, ff. – darüber hinaus manch geile schallplatte

ich weiß nichts von möglichen abzeichen – kenne nur die denkenden male des wahns: denkmale,
wahnmale – darüber hinaus kenne ich manch unterhaltsames buch, die vielen ablenkungsromane, die autobiographie eines kleinwagens, die tröstlichen gedichte eines delinquenten an die zurückbleibenden autographen

ich weiß nichts von möglichen orden – kenne nur unordentliches, den orden der genügsamen fetten gestalten in den fressgassen, die untergeordneten ordentlichen, gesammelte untaten in beweiskammern – darüber hinaus manch lächeln vom anderen ende der straße und den einen taxifahrer, der doch noch der blinden frau aus dem wagen hilft und sie nach oben in ihre wohnung begleitet und mit einem großartigen lachen und kopfschütteln die einladung auf einen kaffee ausschlägt

ich weiß nichts von möglichen belobigungen – kenne nur das selbstlob der führer, das eigenlob der kosmetikflaschen, das verliebtsein verlobtsein verheiratetsein der kinder, die reime trällern und
dunkelrote bälle mit schmutzig-weißen punkten an die garagenwand knallen – darüber hinaus kenne ich meine ziele am anderen ende des waldes, eh mein leib erfriert auf der langen wanderung über die kleinen ärmchen der geschlagenen tannen

ich weiß nichts
kann nichts
will nichts
wünsche nichts
fordere nichts

dafür kenne ich mich sehr wohl in vielen dingen gut aus.