Sonntag, 15. Januar 2017

keine lorbeeren mehr



keine lorbeeren mehr
© ralf preusker 2017

für die helden
nicht
für die sieger
nicht
für die verlierer
nur noch
vogelbeeren
kurz vor der fäulnis
die selbst von den hungrigsten
fliegern verachtet werden

die aasgeier fressen zuckerzeug, liegen in warmen kuschelbettchen, sehen exklusive fernsehsender,
wissen alles von der politik der zukunft, der hinkunft, der ankunft, der niederkunft, der auskunft

ich weiß nichts von möglichen auszeichnungen – kenne nur furunkulose, bandscheibenvorfall, apfelbauch, akne, gicht, reizdarm, depression, angst, ff. – darüber hinaus manch geile schallplatte

ich weiß nichts von möglichen abzeichen – kenne nur die denkenden male des wahns: denkmale,
wahnmale – darüber hinaus kenne ich manch unterhaltsames buch, die vielen ablenkungsromane, die autobiographie eines kleinwagens, die tröstlichen gedichte eines delinquenten an die zurückbleibenden autographen

ich weiß nichts von möglichen orden – kenne nur unordentliches, den orden der genügsamen fetten gestalten in den fressgassen, die untergeordneten ordentlichen, gesammelte untaten in beweiskammern – darüber hinaus manch lächeln vom anderen ende der straße und den einen taxifahrer, der doch noch der blinden frau aus dem wagen hilft und sie nach oben in ihre wohnung begleitet und mit einem großartigen lachen und kopfschütteln die einladung auf einen kaffee ausschlägt

ich weiß nichts von möglichen belobigungen – kenne nur das selbstlob der führer, das eigenlob der kosmetikflaschen, das verliebtsein verlobtsein verheiratetsein der kinder, die reime trällern und
dunkelrote bälle mit schmutzig-weißen punkten an die garagenwand knallen – darüber hinaus kenne ich meine ziele am anderen ende des waldes, eh mein leib erfriert auf der langen wanderung über die kleinen ärmchen der geschlagenen tannen

ich weiß nichts
kann nichts
will nichts
wünsche nichts
fordere nichts

dafür kenne ich mich sehr wohl in vielen dingen gut aus.

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