Montag, 21. November 2016

was noch so alles passiert



WAS NOCH SO ALLES PASSIERT
© Ralf Preusker, 2016

„…the agony is your triumph…“

1
die anonymen denker
die denkenden hermaphroditen
die philosophischen zwitterwesen
haben vergessen dass die satanisten
stets sich selbst anbeten da gott kein
ego braucht für den missbrauch
der gläubigen zwischen geburt und tod

ich selbst denke mich nicht mehr zurecht
das gestalten die anderen schon widerlich
zuckersüß und schön lauwarm verpackt zur
übersäuerung des einst gesunden geistes
ich habe mich selbst längst zurechtgelacht
und zurechtgemacht für den geilen frieden
ich trage fortan sicheres schuhwerk auf den
schleimspuren der selbstverwirklichung

einst hatte ich freunde die mich umwoben
mit versprechungen dass man mich immer
liebe egal was sei und was ich sei und was
da sei und was ich täte - jetzt habe ich diese
freunde nicht mehr - sie sind von ehrlichen
bäumen gefallen auf die wiesen verlogener
verwahrlosung und verrottet und gefressen
von den hornissen von den vögeln
in erstem egozentrischen frost

2
ach wie liebevoll und ehrlich und gemütlich in
jeder bewegung waren doch immer die ratten

die zeit ist außerhalb der zeit zurecht gedacht.

3
ich drehe mich um
und sehe doch nur das fremde
ich drehe mich um
und sehe all mein vergangenes ist mir längst fremd
ich drehe mich in die richtung meiner fahrt
sehe mein stuhl ist ein kompass
sehe mein sessel ist kompromiss
sehe dass nur der feind versteht.

4
ich werde mich fortan verheimlichen
ohne angst
ich werde alleine gehen
trotz all der warnungen
in tiefer nacht
durch stille straßen
ohne angst
ich werde fortan nur noch derjenige sein
der schweigt
ohne angst
ich werde mich in ablehnung erkennen
ganz und gar
ohne angst
ich werde en vogue alleine sterben und sterben an mir
ohne angst.

5
es gibt wirklich keine gleichen erinnerungen
es gilt nur die geteilten zu vereinen

man hat das glück glück haben zu können
man kann wirklich glücklich sein und selig

die zeit macht nicht vor dem teufel halt
die hölle bleibt ruhig und immer kalt

das leid wird immer unser triumph bleiben
und wenn wir glück haben werden wir
sehr lange in warmen betten ruhen mit
geliebten und vielleicht sogar ohne unterlass
und die unvorstellbar schöne haut küssen
bis in den morgen sogar bevor wir von
dannen ziehen müssen in die welt der
kunstvoll erschaffnen furchtbaren realitäten.

6
ich werde schon noch ein paar bier bestellen
jetzt und heute und immerdar
und weiterhin sehen was noch so alles passiert.

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