keine lorbeeren mehr
© ralf preusker
2017
für die helden
nicht
für die sieger
nicht
für die
verlierer
nur noch
vogelbeeren
kurz vor der
fäulnis
die selbst von
den hungrigsten
fliegern
verachtet werden
die aasgeier
fressen zuckerzeug, liegen in warmen kuschelbettchen, sehen exklusive
fernsehsender,
wissen alles
von der politik der zukunft, der hinkunft, der ankunft, der niederkunft, der
auskunft
ich weiß nichts
von möglichen auszeichnungen – kenne nur furunkulose, bandscheibenvorfall, apfelbauch,
akne, gicht, reizdarm, depression, angst, ff. – darüber hinaus manch geile
schallplatte
ich weiß nichts
von möglichen abzeichen – kenne nur die denkenden male des wahns: denkmale,
wahnmale – darüber
hinaus kenne ich manch unterhaltsames buch, die vielen ablenkungsromane, die autobiographie
eines kleinwagens, die tröstlichen gedichte eines delinquenten an die zurückbleibenden
autographen
ich weiß nichts
von möglichen orden – kenne nur unordentliches, den orden der genügsamen fetten
gestalten in den fressgassen, die untergeordneten ordentlichen, gesammelte
untaten in beweiskammern – darüber hinaus manch lächeln vom anderen ende der
straße und den einen taxifahrer, der doch noch der blinden frau aus dem wagen
hilft und sie nach oben in ihre wohnung begleitet und mit einem großartigen
lachen und kopfschütteln die einladung auf einen kaffee ausschlägt
ich weiß nichts
von möglichen belobigungen – kenne nur das selbstlob der führer, das eigenlob
der kosmetikflaschen, das verliebtsein verlobtsein verheiratetsein der kinder,
die reime trällern und
dunkelrote bälle
mit schmutzig-weißen punkten an die garagenwand knallen – darüber hinaus kenne
ich meine ziele am anderen ende des waldes, eh mein leib erfriert auf der
langen wanderung über die kleinen ärmchen der geschlagenen tannen
ich weiß nichts
kann nichts
will nichts
wünsche nichts
fordere nichts
dafür kenne ich
mich sehr wohl in vielen dingen gut aus.